Das Ehrenamt in Niedersachsen soll gestärkt werden – aber wie?
Ehrenamt im DRK - Altkreis Wittlage
Die Enquetekommission des Niedersächsischen Landtages „Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern“ – führt bis zum 28. Mai 2021 eine Online-Befragung landesweit durch. Für den DRK-Kreisverband Wittlage hat DRK-Kreispräsident Rainer Ellermann eine Stellungnahme stellvertretend auch für die vier angeschlossenen DRK-Ortsvereine Bad Essen, Bohmte, Ostercappeln und Venne abgegeben. Noch gibt es genügend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer auch im Wittlager Land, viele sind schon im fortgeschrittenen Alter. Wie sind die Zukunftsperspektiven? Gibt es noch genügend Nachwuchskräfte, die bereit sind, sich ehrenamtlich bei den verschiedenen Vereinen und Verbänden einzubringen, meistens unentgeltlich?
Der DRK-Kreisverband Wittlage hat in seinen Reihen „nur“ ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Dies trifft gleichermaßen für die Freiwilligen Feuerwehren, die Heimat- und Kulturvereine, die Sport- und Sozialvereine zu. In der Landtagsdrucksache zur Umfrage heißt es: „Für ein lebendiges, vielfältiges und solidarisches Zusammenleben ist das Ehrenamt unverzichtbar. Ehrenamtliche schaffen Chancen, setzten sich für andere ein und verbinden Menschen untereinander. Das ehrenamtliche Engagement gehört daher zu den tragenden Pfeilern unserer Demokratie.“
Weiter wird ausgeführt, dass der gesellschaftliche Wandel zu großen Veränderungen auch im Ehrenamt führen kann. Die zunehmende Individualisierung und die Anforderungen an Flexibilität und Mobilität im Beruf wirken sich auch auf das Ehrenamt aus. Hinzu kommt, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen aktuell im Ehrenamt unterrepräsentiert sind, so sind Führungskräfte oder auch Menschen mit Migrationshintergrund oft nicht im Ehrenamt aus ganz unterschiedlichen Gründen zu finden.
DRK-Kreispräsident Rainer Ellermann hat stellvertretend an der Befragung teilgenommen. Das Ehrenamt, das in örtlichen Vereinen nach dem Vereinsrecht organisiert ist, so wie beispielsweise die DRK-Ortsvereine, sehen sich institutionell einer überzogenen Bürokratie gegenüber. Dies zeigt sich bei Satzungsänderungen, die häufig auf juristische Finessen und Hürden beim Vereinsregister treffen, das beim jeweiligen Amtsgericht auf der Grundlage des Bürgerlichen Gesetzbuches bearbeitet wird. Aber auch die Anerkennung als gemeinnützige Organisation durch das Finanzamt ist oft aufwendig. Sehr oft sehen sich eher unbedarfte Ehrenamtliche komplizierten rechtlichen Sachverhalten gegenüber – ohne dass die behördlichen Stellen von Amts wegen unterstützende Hilfe leisten und kleine Vereine ohne großes Vereinsvermögen müssen gleiche Bedingungen wie große Vereine. Hier sollte Amts- und Rechtshilfe verpflichtend geboten werden.
Wie kann das Ehrenamt attraktiver gestaltet werden? Die Dienstleistungen werden meist unentgeltlich erbracht, ohne dass die aktiven Helferinnen und Helfer einen Vorteil haben, nicht mal ihre Aufwendungen wie Fahrtkosten erstattet bekommen. Die Möglichkeiten der „Blaulichtkarte“ oder der „Ehrenamtskarte“, die es bisher schon teilweise gibt, sollten ausgebaut werden. Dies Projekt wurde bisher von Handel und Dienstleistung unterstützt. Ob der Staat steuerliche Anreize gewähren kann und will oder andere Vergünstigen möglich sind, etwa eine Nutzungsberechtigung im öffentlichen Nahverkehr bei der Teilnahme an Dienstveranstaltungen sollte zukunftsorientiert geprüft werden.
Fatal wäre es für die Gesellschaft, wenn in zig-Jahren bestimmte Dienstleistungen vom Brand- und Katastrophenschutz, den Tafeln- und Kleiderkammern, den Heimat- und Verschönerungsvereinen nicht mehr von Ehrenamtlichen erbracht würden, weil es keine Nachwuchskräfte gäbe, die sich für die Allgemeinheit und die Gesellschaft einsetzen; diese Aufgaben jeweils mit hauptamtlichen Kräften zu erbringen, würde die öffentlichen Haushalte übermäßig stark belasten, erklärte DRK-Kreispräsident Rainer Ellermann, der dem Ehrenamt auch in seiner Funktion als Bürgermeister der Gemeinde Ostercappeln einen sehr hohen Stellenwert einräumt. Die ehrenamtlichen DRK-Helferinnen und Helfer sind aufgerufen, sich an der Landtags-Online-Umfrage zu beteiligen.
Bericht und Fotos: Eckhard Grönemeyer